Wohin wir auch blicken, finden wir uns von Krisen umzingelt. Ob Energie-, Euro-, Finanz-, Gesellschafts-, Regierungs-, Schulden-, Staats-, Umwelt-, Wirtschafts-, Gesundheits-, Lebens-, Midlife- oder Sinnkrise, man könnte bald meinen, das menschliche Dasein sei eine einzige Krise. Aufgrund des Verlaufs der diesjährigen Fußball-WM beklagten die Medien sogar „eine der schlimmsten DFB-Krisen aller Zeiten“.

Doch nicht nur das griechische Wort krisis bezeichnet keine hoffnungslose Situation, vielmehr den Höhe- oder Wendepunkt einer schwierigen Lage, von wo aus es nur besser werden kann. Auch im Chinesischen wird Krise mit weiji 危机 und Chance mit jihui 机会 bezeichnet. Beiden gemeinsam ist also das Zeichen ji , das unter anderem Gelegenheit bedeutet. Wei heißt Gefahr, sodass weiji sowohl das Element der Krise als auch das der Chance zum Besseren enthält. Hui wird ebenfalls mit Gelegenheit übersetzt, bei diesem Wort liegt also eine Bedeutungsverstärkung vor.  

Krisen dürfen daher letztlich als Chancen und mithin als sinnvoll betrachtet werden. Obwohl wir Menschen eher nach sinnvollen Chancen als nach sich anhäufenden Krisen trachten, verfangen wir uns in einem immer auswegloseren Krisenlabyrinth, da wir nicht deren Sinn hinterfragen und entsprechend gegensteuern. Gerade schwierigen Situationen ihren spezifischen Sinn abzugewinnen eröffnet jedoch ungeahnte Perspektiven. 

In unserer Lebensmeisterei geht es somit nicht zuletzt darum, sich angesichts der Chancenrelevanz des bislang ungebräuchlichen, wenn nicht gar unbekannten Erfolgsfaktors »Sinn« eine gehörige Portion Krisenfreiheit zu erschließen.  

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Für alle, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen.