Das Denken, sprich die Interpretation von Ereignissen, ist verantwortlich für unsere Emotionen, die grundsätzlich zur Spannung im Körper führen. Statt unsere Gefühle zu erforschen, konzentrieren wir uns darauf, das Verhalten anderer in Bezug auf uns selbst zu analysieren. Das Ergebnis ist eingefärbt von unseren Erfahrungen und Grundüberzeugungen. Emotionen sind demnach eine Reaktion auf unsere Gedanken zu einem Ereignis, jedoch nicht das, was wir wirklich fühlen. Nicht das Gegenüber oder die Situation verletzen uns, sondern unsere Gedanken zu dem Erlebten. Und die damit wachgerufenen Emotionen erzeugen eine ungute Spannung in unserem Körper.

Da unsere Gefühle im Zusammenhang mit Erlebnissen im Außen kommen und gehen, halten wir die Außenwelt für die Ursache „des Übels“. Wie andere auf uns reagieren hat jedoch wenig mit uns zu tun, sondern vielmehr mit der Sichtweise und den Überzeugungen des Gegenübers. Das Verhalten anderer Menschen sagt viel über jene aus, jedoch zunächst nichts über uns selbst. Das geht erst mit unserer Deutung und der persönlichen Reaktion auf das Erlebte einher.

Daher ist es hilfreich und heilsam, sich in negativ erlebten (interpretierten) Situationen auf das tatsächliche Gefühl zu konzentrieren, das sich in dem Moment Aufmerksamkeit verschaffen will. Fühlen ist ein Zustand der Wahrnehmung für sich selbst. Es geht darum, unsere Wut, den Ärger, die Trauer, Einsamkeit oder Überforderung nicht nur oberflächlich wahrzunehmen, sondern in die damit verbundene Spannung einzutauchen. Wenn wir dem Gefühl „in die Augen blicken“, verliert es viel von seiner Macht über uns. Es ist heilsam, das Unwohlsein tatsächlich zu spüren, statt es nur mental zu bemerken. Es erleichtert uns das Leben, uns in schwierigen Momenten auf das Gefühl zu konzentrieren, statt sich in Interpretationen und den damit verknüpften Emotionen zu verlieren.

Ein Beispiel: Eine Äußerung des Gegenübers verursacht bei uns den Gedanken „abgelehnt“ zu werden. Empört weisen wir die Vorwürfe von uns und beginnen damit, uns zu rechtfertigen. Tatsächlich ist das Thema Ablehnung aufgrund einer tiefen Erfahrung in unseren Leben etwas, das uns schmerzt. Statt den Schmerz der Ablehnung in uns zu fühlen und uns damit auseinanderzusetzen, verlieren uns meist in einer verbalen Debatte über das Gesagte.

Fühlen ist etwas sehr Unmittelbares. Etwas, das tief in uns selbst stattfindet. Etwas, das wir nicht direkt erkennen, weil wir es nicht gewohnt sind, unsere Aufmerksamkeit in unsere Mitte zu lenken. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und sich mehr auf das Gefühl und die innere Mitte konzentrieren wollen, dann ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Atem ein guter Einstieg. Nehmen Sie sich im Tagesverlauf wiederholt Zeit, dem Atem bewusst Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn wir ihn fließen lassen und nicht willentlich beeinflussen, kommen wir mit unserer Lebenskraft und unserer Mitte in Kontakt.

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