Hinsichtlich unserer Wünsche lassen sich zwei Kategorien unterscheiden: Erstens Wünsche, die wir uns selbst erfüllen können. In diesem Fall lautet meine Empfehlung: MACHEN und sich freuen. Die Wunscherfüllung ist (hoffentlich) mit vielen positiven Gefühlen verbunden. Ab und an schleichen sich jedoch auch Zweifel ein. Entweder plagt uns das schlechte Gewissen, weil wir uns einen sehr exklusiven Wunsch erfüllt haben. Oder aber wir merken schon am nächsten Tag, dass unser Wunsch einer "Großfamilie" entstammte, deren Familienmitglieder sich in Form weiterer unerfüllter Wünsche in unsere Gedanken schleichen und erhört werden wollen.

Die zweite Wunsch-Kategorie sind Wünsche, deren Erfüllung von anderen Menschen abhängig ist oder die nicht realistisch sind (Beispiel: Ich will ewig jung und schön bleiben). Wenn wir uns von anderen Menschen etwas wünschen, ist die Wunscherfüllung davon abhängig, welcher Aufwand in Form von Zeit, Geld oder Energie damit verbunden ist. Nimmt dies ein Ausmaß an, das der andere nicht leisten kann oder will, ist seine Entscheidung für uns mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Gekränktsein, Wut, Unzufriedenheit, Traurigkeit, Frustration, Enttäuschung, Abgelehntwerden oder ähnliches fühlt sich nicht gut an und löst bei uns entsprechende Reaktionen aus. Entweder ziehen wir uns in den Schmollwinkel zurück, finden die Entscheidung unmöglich oder stellen die Beziehung in Frage. Das wiederum verleitet unser Gegenüber zu Reaktionen auf unser Verhalten, da es auf seiner Sicht der Dinge beharrt. So befindet man sich unversehens in einer Konfliktsituation, an der – aus unserer Sicht – nur der Schuld hat, der unserem Wunsch nicht nachgekommen ist.

Um das zu vermeiden, müssen wir die Situation wertfrei und mit Abstand betrachten:

Grundlage für Wünsche sind unsere Bedürfnisse. Bedürfnisse hat jeder Mensch und sie sind allgemein anerkannt. Niemand wird verständnislos reagieren, wenn wir

- mit Respekt behandelt werden wollen

- nach Zugehörigkeit und Verbundenheit streben

- für Akzeptanz oder Unabhängigkeit einstehen

- ein Ruhebedürfnis haben

- uns nach Geborgenheit und Sicherheit sehnen.

Schwierig wird – es erst, wenn wir  mittels Wunsch – für uns eindeutig definieren, auf welche Art und Weise ein Bedürfnis gestillt werden kann oder soll. Die damit verbundene eingeschränkte Sicht löst das oben geschilderte Dilemma aus.

Vorgehensweise eines Lebensmeisters (m/w):

Wenn sich ein Wunsch in seine Gedanken schleicht, denkt er darüber nach, welches Bedürfnis dem zugrunde liegt. Wenn die Erwartung besteht, dass ein anderer Mensch seinem Bedürfnis Rechnung trägt, konfrontiert er ihn nicht mit seinem Wunsch, sondern seinem Bedürfnis. So bereitet er den Weg für einvernehmliche Optionen zur Bedürfnisbefriedigung. Er thematisiert scheinbar gegensätzliche Bedürfnisse und strebt die Entwicklung einer gemeinsamen Umsetzungsstrategie an.

Beispiel: Ein Partner ist beruflich viel auf Reisen und das Paar hat wenig gemeinsame Zeit. Der andere hat für Freitagabend in einem schicken Restaurant einen Tisch reserviert und Kinokarten besorgt. Diese Idee stößt bei Ersterem auf wenig Begeisterung mit der Begründung, sich lieber entspannen zu wollen. Streit ist im Anzug und das Wochenende in Gefahr.

Bedürfnis A: Aufmerksamkeit und Gemeinschaft – wahrgenommen als Wunsch, essen und ins Kino zu gehen

Bedürfnis B: Ruhe und Harmonie – wahrgenommen als Wunsch nach einem Abend auf dem Sofa mit viel Entspannung.

Lebensmeisterliche Lösungsidee auf der Bedürfnisebene: gemeinsam kochen (Gemeinschaft), beim Essen über positive Erlebnisse der Woche reden (Aufmerksamkeit), für das Wochenende gemeinsame Aktivitäten planen und früh zu Bett gehen (Harmonie und Entspannung).

Ein Lebensmeister (m/w) weiß, dass bei Gesprächen über unsere Bedürfnissen "engstirnige" Wünsche nicht im Weg stehen und kennt die vielfältigen Möglichkeiten, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu stillen.

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Für alle, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen.